Donnerstag, 26. November 2009
Verkauft


Vier Tage lang war Reena Kumari Mahara verschwunden. Mit leiser Stimme erzählt die Zwölfjährige, wie der Bruder ihrer Schwägerin versprochen hatte, sie zum Einkaufen mit in die Stadt zu nehmen. Sie hatte ihm geglaubt - und landete in einem Zug nach Indien. Er hatte sie verkauft.


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Donnerstag, 12. November 2009
Karate-Kids


Mehr zufällig als beabsichtigt wurde ich Zeuge der "ersten südasiatischen Karatemeisterschaft" in Dhangadi (Südwestnepal).
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Montag, 9. November 2009
Die Reisebibel hat immer Recht
"Keep travelling in public buses to an absolute minimum", steht im Lonely Planet, den ich aus lauter Langeweile zur Hand genommen habe, während ich darauf warte, dass der öffentliche Bus wieder anspringt, in dem ich im Begriff bin, die nächsten zwei Stunden zu verbringen. So wie es aussieht und wie es im Lonely Planet steht, könnten es auch gut mehr als zwei werden - falls der Bus jemals an seinem Ziel ankommt.

Einer der Gründe, warum der Reiseführer so deutlich von öffentlichen Bussen abrät, ist die Unfallstatistik. In Nepal ist es 30 Mal wahrscheinlicher, bei einem Verkehrsunfall zu sterben, als in einem entwickelten Land (so Lonely Planet). Und angeblich haben die Schreiber in den zehn Tagen ihrer Recherche jeden Tag einen ausgebrannten Linienbus in irgendeiner Schlucht liegen sehen. Das alles lese ich also, während ich in diesem Linienbus sitze.

Da wir uns die meiste Zeit gar nicht bewegen, bin ich aber optimistisch. Noch nicht einmal zwei Minuten, nachdem ich zugestiegen bin, stoppt der Bus das erst Mal und sowohl Busfahrer als auch Schaffner steigen aus und gönnen sich ein zweites Frühstück in einem Teehaus an der Straße.

Eine Viertelstunde später nehmen wir wieder Fahrt auf - wenn auch sehr langsam, was ich angesichts der Serpentinen begrüße. Oben angekommen, stehen wir wieder. Der Schaffner sprintet los und kommt mit ein bisschen Benzin zurück.



Dann springt der Motor weitere zehn Minuten lang nicht an. Irgendwann erbarmt er sich und tuckert glucksend weiter. Ab da halten wir ungefähr jede halbe Stunde, der Fahrer läuft einmal um den Bus und sucht nach ich-will-gar-nicht-wissen-was.



Wie lange wir im Endeffekt unterwegs waren, weiß ich gar nicht. War mir auch ziemlich egal. Manchmal lohnt es sich doch, auf die "Reisebibel" zu hören.

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Kaffeeklatsch bei Nepals erster Frauenministerin
Lila Koirala empfängt in ihrem Zuhause im südnepalesischen Janakpur. Sie hat nicht viel Zeit, befindet sich mitten im Wahlkampf - an ihr Altenteil will die rüstige Politikerin noch lange nicht denken, auch mit ihren rund 70 Jahren nicht.

Lila Koirala war Nepals erste Ministerin für Frauenangelegenheiten. Das war 1995-1996, als Nepal schon einmal eine quasi-demokratische Phase erlebte. Die Koiralas sind eine einflussreiche, eine privilegierte Kaste in Nepal. Die heutige Außenministerin und stellvertretende Staatschefin ist eine von ihnen.

Ich bin sehr gespannt auf das Treffen und auf Lila Koirala. In vielen anderen Gesprächen habe ich gehört, dass es zwar Frauen in der Politik gebe, sie aber im großen und ganzen Marionetten ihrer mächtigeren, männlichen Kollegen seien. Nach dem Gespräch wird nur das vertraute ich-hatte-es-mit-einem-Politiker-und-nicht-mit-einer-Person-aus-Fleisch-und-Blut-zu-tun-Gefühl bleiben.

Nachdem ich mir umfangreiche Erinnerungen an frühere, dienstliche, Europa-Reisen angehört habe ("Der Rhein ist ein wirklich sauberer Fluss!"), kommen wir schließlich zu den Bereichen ihrer Arbeit als Politikerin, die mich mehr interessieren.

"Im Vergleich mit anderen Ländern haben Frauen in Nepal wohl einen eher schweren Stand", sagt Koirala. Aber auch in europäischen Ländern sei ja nicht alles toll, ergänzt sie. Sie habe während ihrer Amtszeit vieles angeschoben, was andere Parteien später umgesetzt hätten, zum Beispiel das Eigentumsrecht für Frauen und das Recht auf Staatsbürgerschaft unabhängig von einem männlichen Familienmitglied.

"In den nächsten 20 Jahren kommt es vor allem darauf an, die Chancen der Frauen in allen Lebensbereichen zu verbessern". Die Statements von Lila Koirala klingen in meinen Ohren genauso konkret wie die anderer Politiker anderswo auf der Welt. Wie das denn funkionieren solle, möchte ich gerne wissen, angesichts einer Kultur, in der Frauen überwiegend wie Bürger zweiter Klasse wahrgenommen werden.

"Der Schlüssel ist Bildung. Durch die Bildung wächst das Bewusstsein der Frauen für ihre Rechte", erklärt Koirala - und das wolle sie mit ihrer Partei angehen. Auf die Bemerkung hin, dass dieses ehrgeizige Vorhaben einiges kosten werde, zumal die Alphabetisierungsrate bei Frauen in Nepal erschreckend niedrig ist, winkt sie ab: "Das Geld dafür bekommen wir aus dem Ausland! Deutschland, die USA, Europa - die Länder unterstützen uns seit Jahrzehnten und investieren besonders in den Bereich Bildung."

Auf dem Rückweg denke ich noch lange darüber nach, was die Jahrzehnte Entwicklungshilfe tatsächlich bewirkt haben, wenn selbst die Regierungsparteien gar nicht erst in Erwägung ziehen, aus ihrem eigenen Haushalt und aus eigener Kraft überlebensfähige Strukturen für ihre Bürger zu schaffen. Aber auf den guten Willen der Geberländer kann und wird Nepal ja wahrscheinlich auch in den kommenden Jahrzehnten noch zählen.

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Freitag, 6. November 2009


Nach mehr als vier Wochen der erste Blick auf den Himalaya.


Bin wieder fuer einige Zeit ohne regelmaessigen Internet-Zugang. Ab dem 11. November gibt es mehr zu lesen.

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Donnerstag, 22. Oktober 2009
Die Unberührbaren
Kaum rumpelt der Jeep über die letzten Meter Ackerfurche in Richtung Dorfplatz, schon strömen von überall die Bewohner zusammen. Sie haben einiges zu besprechen.

Vor allem Kinder, Frauen und Alte leben in dem Dorf im Danusha-District im Süden Nepals. Die Arbeitskraft der jungen Männer fehlt. Diese arbeiten in Saudi Arabien oder Indien, lassen Frau und Kinder zurück. "Von dem Geld, das sie dort verdienen, sehen die Frauen in der Regel nichts", erklärt Bodo Noack, Entwicklungshelfer des ded. Alle Familien haben viele Kinder. Sie zeugen so lange, bis ihnen endlich ein Junge geboren wird.



Die Menschen hier gehören zu einer der untersten Kasten Nepals - sie sind Dalit, "Unberührbare". Obwohl deren Diskriminierung per Gesetz verboten ist, sieht die Realität anders aus: In vielen Dorfgemeinschaften scheuen sich die Mitglieder anderer Kasten davor, von Dalit berührt zu werden, sie versagen ihnen den Zugang zu denselben Brunnen, weil dadurch das Wasser "verdorben" werde, und Dalit dürfen Geschäfte nicht betreten sondern höchstens von draußen ihre Bestellung hinein rufen.

Das Hauptproblem der Dalit ist allerdings ihre Armut. Meist arbeiten sie in einer Art Leibeigenschaft auf den Feldern von Grundbesitzern und bekommen dafür einen Bruchteil der von ihnen erwirtschafteten Reisernte. Der Ertrag reicht meist für neun von zwölf Monaten.

Um die Abhängigkeit von den Grundbesitzern zu mindern und vor allem den Frauen zu ermöglichen, eigenes Einkommen zu erwirtschaften, wird dieses und viele weitere Dörfer im Danusha-District von der lokalen NGO Janaki Women Awareness Society unterstützt. In der Regel gibt es eine Anschubfinanzierung und technisches Know-How. Die Leute hier züchten Fische.



In letzter Zeit sterben aber immer mehr der Tiere. Die Teiche seien vergiftet, klagen die Dorfbewohner. Ausgeschlossen ist das nicht: Wenige Kilometer entfernt steht eine große Papierfabrik, deren Chemikalien man auch hier noch gut riechen kann. "Und kürzlich hat einer der Grundbesitzer uns auch gesagt, dass er das gar nicht gut heißt, wenn seine Arbeiter weniger abhängig von ihm werden", berichtet Noack.

Unabhängiger werden diese auch dadurch, dass sie sich nicht mehr zu horrenden Zinssätzen bei ihren Arbeitgebern verschulden müssen. Sie haben eine Kooperative gegründet, eine Art Dorfbank, in die jedes Mitglied jeden Monat einen geringen Betrag einzahlt und gegebenenfalls zu günstigen Konditionen einen Kredit bekommen kann. Zu einer normalen Bank zu gehen, ist für Dalit so gut wie ausgeschlossen.

Der Mitarbeiter der Women Awareness Society verlässt die Dorfbewohner mit dem Versprechen, sich eine Lösung zu ihrem Problem zu überlegen - und bald wieder zu kommen. Dass vor allem die Frauen das Selbstbewusstsein gewonnen haben, etwas für sich einzufordern, ist vielleicht einer der größten Erfolge des Projekts.

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Bisher bin ich den Bergen noch nicht wirklich nahe gekommen - aber auf dem Rückflug von Janakpur nach Kathmandu hatte ich wenigstens diesen wunderschönen Ausblick auf die 8000er im Sonnenuntergang.

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Mittwoch, 21. Oktober 2009
Eingleisig



In ganz Nepal gibt es genau eine Bahnstrecke, und die führt vom grenznahen Janakpur im Süden nach Indien. Die Züge sind in der Regel brechend voll, deshalb bringen sich auch alle schon frühzeitig in Stellung, wenn der Zug langsam anrollt. Wie ich gehört habe, nimmt er auch zu keinem Zeitpunkt der Reise wesentlich mehr Geschwindigkeit auf...


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Montag, 19. Oktober 2009
Schwitzen im Terai
Noch bis zum 26. Oktober bin ich im Terai unterwegs - das ist die Ebene im Sueden Nepals, in die sich selten Touristen verirren. Wahrscheinlich, weil es keine Berge gibt, dafuer aber Geruechte ueber eine unklare Sicherheitslage und selbst im Oktober noch schwuele 30 Grad (gefuehlt mindestens 40). Da die Kommunikationsverbindungen hier nicht ganz so ausgebaut sind wie im Kathmandu-Tal und es auch haeufiger Stromausfaelle gibt, habe ich nur selten die Gelegenheit, online zu gehen. Saemtliche Berichte aus dieser wirklich spannenden Region gibt es dann kommende Woche.

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