: Der Tag, an dem wir Nepal beschissen haben
Mittwoch, 30. September 2009
Der Tag, an dem wir Nepal beschissen haben
Neben Kathmandu gibt es noch zwei weitere größere Städte im Kathmandu-Tal: Bhaktapur und Patan. Ich habe mich einer Amerikanerin und einem australischen Ehepaar angeschlossen und für die Tour in beide Städte für einen Tag ein Auto gemietet.

Ich will gar nicht unnötig ins Detail gehen, woher wir den Kontakt zum Fahrer hatten (das würde nämlich einen kleinen Exkurs in die regen Auslandsaktivitäten vieler Nepali erfordern, und von Ang werde ich an anderer Stelle noch berichten) - jedenfalls hatten wir einen.

Reine Nächstenliebe

Und das hätte eigentlich auch schon gereicht. Aber kaum waren wir vor den Toren Bhaktapurs angekommen, hatten wir schon einen "Guide" an den Hacken. Der erklärte uns, wir müssten auch nichts bezahlen, er komme nur von dort und würde uns so gerne viel von seiner Heimatstadt erzählen. Ja, klar, das konnte so nicht ganz stimmen - aber man ist ja neugierig.



Das Zentrum Bhaktapurs ist überwiegend von Verkehr befreit


Und es war eine wirklich tolle Tour! Wir haben Ecken der Stadt gesehen, in die sicher noch kein Tourist einen Fuß gesetzt hat. Mehr Eindrücke von der Tour durch die Hinterhöfe gibt es hier.
Und es ist ja gut für die Entdecker-Seele, wenn man einen Eindruck vom "wahren Leben" der Eingeborenen geboten bekommt. Dafür haben wir ihm auch den etwas plumpen Versuch verziehen, uns in ein "Atelier" für buddhistische Gemälde zwingen zu wollen ("you just look, if you like, you buy!).

Ziegenherz im Sonnenschein

Überhaupt hat er auf wirklich überzeugende Weise versucht, uns die Kultur näher zu bringen. Jedes Mal, wenn wir an einem der zahlreichen kleinen oder größeren Opferschreine vorbei kamen, zählte er auf, wie viele Tiere hier schon geschlachtet wurden. Und die Erklärung endete jedes Mal mit dem Satz: "It´s our religion - what can you do (lach)?"



Die geopferten Tiere werden noch vor Ort zerlegt


Also rannte er plappernd vor uns her durch die Gassen der alten Stadt in Richtung Durbar Square, dem großen Platz vor dem ehemaligen Königspalast. Ganz besonders hervorgehoben hat er während der ganzen Tour die großartigen Verdienste Deutschlands um die Erhaltung der Tempelanlagen.

Und tatsächlich gibt es eine Gedenktafel in deutscher Sprache, auf der man darüber aufgeklärt wird, dass Altkanzler Helmut Kohl 1987 dafür gesorgt hat, dass deutsche Steuergelder in die Restaurierung eines Tempels in Bhaktapur/Nepal fließen. Schöner Tempel. Mit viel Holzschnitzerei. Quasi rustikal.

Abgabenhinterziehung auf Nepali

Unser Aufenthalt auf dem Durbar Square war eher kurz - und zwar so kurz, dass einige der Tourmitglieder, als wir schon längst wieder woanders waren, genervt nachfragten, wann denn endlich Durbar Square komme.



Auf dem Durbar Square treffen ganz unterschiedliche Baustile aufeinander


Daraufhin ein seeliges Lächeln auf dem Gesicht unseres Stadtführers und er klärte uns darüber auf, dass er uns so geschickt durch die "Hintertür" geführt habe, dass wir die obligatorische Eintrittsgebühr (die der Stadt zugute kommt) "gespart" hätten. Dass wir dabei selber auch nicht viel vom Highlight mitbekommen haben, fand er irgendwie kein Argument. Da er uns so toll beim Sparen geholfen habe, sollten wir ihm jetzt einen ordentlichen Batzen für seine Führung zahlen.

Nach einem vergeblichen Versuch, ihm auseinanderzusetzen, warum wir ja lieber die Kohle gezahlt hätten, die in die Instandhaltung der ganzen Stadt fließt, haben wir ihm halt seine Forderung erfüllt - und konnten uns dann endlich in Ruhe die wirklich schöne Innenstadt Bhaktapurs anschauen.

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